Stellen Sie sich folgende Szene vor: Sie kommen ins Badezimmer und sehen Ihr Kind reglos mit dem Gesicht nach unten in der Wanne liegen. Sie heben es aus dem Wasser, doch jede Hilfe kommt zu spät – Ihr Kind ist bereits tot. Dafür reichen nur 3 Minuten Unaufmerksamkeit.

Allein in den letzten 11 Jahren gerieten in Deutschland und Österreich auf diese Weise rund 2000 Kinderleben in Gefahr. 400 davon starben. Daher möchte ich Ihnen als Eltern in diesem Artikel zeigen, wie Sie Ihr Kind vor dem lautlosen Ertrinkungstod retten können.

3 erschreckende Fakten zum Ertrinkungstod bei Kindern:

  • Jährlich sterben 20-40 Kinder durch Ertrinken in Österreich und Deutschland. Mindestens genauso viele tragen eine schwere geistige Behinderung davon.
  • Der Tod bei Ertrinkungsunfällen tritt in der Regel in weniger als 5 Minuten ein.
  • Ertrinken ist die häufigste Todesursache bei Kindern unter 5 Jahren.

Der Grund:  Bereits 4cm hohes Wasser reicht aus, damit Ihr Kind darin ertrinken kann. Es kommt zum sogenannten „Totstellreflex“, bei dem das Kind vor Angst erstarrt und den Kopf nicht mehr aus dem Wasser heben kann.

Der Tod tritt dabei lautlos ein, weshalb Sie als Eltern die Gefahr erst zu spät erkennen. Aus meiner Erfahrung als Notarzt weiß ich, dass viele Kinder im eigenen Heim ertrinken. Die Eltern befinden sich währenddessen nur wenige Meter weiter und bekommen vom Tod Ihres Kindes zunächst nichts mit. Das passiert im Pool, im Schwimmbad, im Planschbecken und sogar in der Badewanne.

Bereits nach 2-3 Minuten unter Wasser erleidet ein Kind schwere geistige Schäden, die es sein Leben lang behält. Wie Sie Ihr Kind vor dem Schlimmsten bewahren können, zeige ich Ihnen gleich.

So retten Sie Ihr Kind vor dem Ertrinkungstod

In diesem Kapitel will ich Ihnen eine Schritt-für-Schritt-Anleitung geben, wie Sie Ihr Kind außer Lebensgefahr bringen, sollte es einmal zum Ernstfall kommen:

Schritt #1: Ziehen Sie Ihr Kind sofort aus dem Wasser

Schritt #2: Aktivieren Sie die Rettungskette

Sollte sich eine weitere Person bei Ihnen befinden, tragen Sie Ihr umgehend auf, die Rettung (144 in Österreich und 112 europaweit) zu rufen. Trifft dies nicht zu, wählen Sie selbst so schnell wie möglich den Notruf.

Schritt #3: Legen Sie Ihr Kind auf einen festen Untergrund

Eine effektive Herzdruckmassage kann nur dann ausgeführt werden, wenn sich Ihr Kind auf festem Untergrund befindet. Legen Sie es daher am besten flach auf dem Boden ab und achten Sie darauf, dass nichts Weiches unter ihm liegt.

Schritt #4: Führen Sie eine hochwertige Herzdruckmassage durch

Nun hängt das Leben Ihres Kindes von einer qualitativ hochwertigen Herzdruckmassage ab.

Dabei gilt: Kinder unter 1 Jahr müssen mit Daumen/Zeigefinger und Mittelfinger reanimiert werden. Bei älteren Ertrinkungsopfern werden beide Hände für die Herzdruckmassage verwendet.

Offiziell besteht eine qualitativ hochwertige Herzdruckmassage aus folgenden 2 Aktionen:

  • 15-mal schnell und tief drücken
  • 2-mal beatmen

Ich aber empfehle Ihnen:

  • Konzentrieren Sie sich allein auf das Drücken
    Sie müssen 100-120 Mal pro Minute fest auf das Brustbein Ihres Kindes drücken.
    Das heißt für Sie: Bei einer hochwertigen Herzdruckmassage drücken Sie 2x/Sekunde.
  • Hören Sie auf keinen Fall mit der Herzdruckmassage auf!
  • Verzichten Sie auf die Beatmung
    Aktuelle Studien zeigen, dass eine Beatmung keinen Unterschied bei der Reanimation ausmacht. Im Gegenteil: Sie lenkt von der viel wichtigeren Aufgabe des Drückens nur ab.
  • Verwenden Sie so schnell wie möglich einen Defibrillator
    Um auf Notfälle vorbereitet zu sein und Leben retten zu können, sollte jeder Haushalt über einen Defibrillator verfügen. Setzen Sie diesen so schnell wie möglich bei Ihrem Kind ein und reanimieren Sie es danach für weitere 2 Minuten.

Wichtig ist dabei: Führen Sie die Herzdruckmassage beherzt durch, nur mit Kraft können Sie das Herz Ihres Kindes wieder zum Schlagen bringen.

Eine Bitte als ehemaliger Notarzt: Um das Leben Ihres Kindes retten zu können, müssen Sie den Rettungskräften auch Platz machen. Eltern, die von ihrem Kind nicht ablassen wollen, verringern dessen Überlebenschancen!

2 Tipps zum Vermeiden von Ertrinkungsunfällen

Tipp #1: Keine Ablenkungen zulassen

Ich als Vater von drei Kindern weiß, dass man als Elternteil viele Dinge gleichzeitig erledigen muss. Das ist aber keine Ausrede dafür, Ihr Kind in der Badewanne oder im Planschbecken alleine zu lassen.

Aus 1 Minute werden schnell 3 und plötzlich ist Ihr unbeaufsichtigtes Kind in Lebensgefahr. Keine Ablenkung kann so wichtig sein, wie das Wohl Ihres Kindes. Deswegen gilt: Wenn sich Ihr Kind in der Nähe von Wasser aufhält, benötigt es Ihre volle Aufmerksamkeit!

Tipp #2: Vorsicht! Nicht von Absperrungen (Zäune, Abdeckplane & Co.) täuschen lassen

Wie ich am eigenen Leib bei meinem eigene kleinen Bruder leider erfahren musste, hindern Absperrungen Kinder nicht, in die Nähe von Pools und Planschbecken zu kommen. Zäune können schnell erklommen werden und Schwimmbadabdeckungen stellen wahre Todesfallen für die Kleinen dar. Auf diese „Absicherungen“ ist daher kein Verlass.

Trainieren Sie die hochwertige Herzdruckmassage, um für den Notfall vorbereitet zu sein

Ziel dieses Artikels war es nicht, Sie in Angst und Schrecken zu versetzen, sondern Ihnen den Ernst der Lage aufzuzeigen. Als Vater und langjähriger Arzt will ich verhindern, dass Ihr Kind an der häufigsten Todesursache bei unter 5-Jährigen stirbt.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen hilfreiche Tipps geben, wie Sie als Eltern Ihr Kind am besten schützen können. Sollte es dennoch zu einem Kindernotfall in Ihrem Zuhause kommen, hängt das Leben Ihres Kindes von einer hochwertige Herzdruckmassage ab.

Um ausreichend auf einen Notfall in Ihrem Zuhause vorbereitet zu sein, empfehle ich Ihnen unseren 8-stündigen Kindernotfall-Kurs. In diesem zeigen Ihnen Notärzte ausführlich, wie Sie Ihr bewusstloses Kind richtig reanimieren.

Um sich anzumelden, klicken Sie einfach auf den folgenden Link oder den roten Button darunter: https://www.kindernotfallkurs.com/

Ja, ich will die Erste-Hilfe bei Kinderunfällen üben!

Foto: © Tropical studio – fotolia.com