800 Kinder müssen jährlich ins Spital, weil Sie Pril & Co verschlucken. Ihr Kind könnte eines davon sein: Ein paar unbeaufsichtigte Sekunden und schon trinkt es das farbenfrohe Waschmittel als wäre es Limonade.

Dass viele Kinder an solchen Unfällen sterben, liegt allerdings nicht an den stark ätzenden Reinigungsmitteln.

Die wahre Todesursache ist: die falsche Reaktion der Eltern.

Wie Sie das Leben Ihres Kindes retten, nachdem es Waschmittel getrunken hat, will ich Ihnen daher im folgenden Beitrag zeigen.

Jeder 10. Kindstod entsteht durch Vergiftungen

Sie glauben, Ihr Kind ist vor Vergiftungen sicher? Da täuschen Sie sich: Jedes Zuhause verfügt über mindestens ein Dutzend Mittel, die Ihr Kind lebensgefährlich verätzen können – z.B.:

  • Geschirrspülmittel
  • Klarspüler
  • Flüssigseife
  • Abflussreiniger
  • Waschmittel
  • Scheuermilch
  • WC-Reiniger
  • Universalreiniger
  • Möbel-Polituren
  • Schuhpasten
  • Desinfektionsmittel
  • Bodenreiniger uvm.

Alles, was für einen Vergiftungsunfall nötig ist, ist ein kurzer Moment der Ablenkung.

Die Statistik zeigt sogar (Quelle: Statistik Austria 2013): Jeder 10. Todesfall eines Kindes ist auf Vergiftungen zurückzuführen.

Kurios: Dabei ist die Todesursache in den seltensten Fällen das Waschmittel, das geschluckt wurde. Die falschen Erste-Hilfe-Maßnahmen der Eltern beschleunigen den Kindstod. Diese könnten Ihre Kinder aber meist mit einfachen Vorkehrungen retten.

Was Sie als Eltern auf keinen Fall machen dürfen und was Sie unbedingt tun sollten, zeige ich Ihnen im nächsten Absatz.

Machen Sie nicht diese 2 Fehler, wenn Ihr Kind Gift trinkt!

Fehler#1: Wasser zu trinken geben

Das wundert Sie? Ich gebe Ihnen die medizinische Erklärung dazu: Wasser bringt Pril & Co. zum Schäumen. Das heißt: Die ätzenden Mittel steigen immer höher und blockieren die Luftzufuhr.

Wenn Sie Ihrem Kind in einer solchen Situation zu trinken geben, ersticken Sie es.

So machen Sie es richtig: Ganz egal wie sehr Ihr Kind um Wasser bettelt, Sie dürfen unter keinen Umständen nachgeben und ihm zu trinken geben! Beruhigen Sie es stattdessen und reden Sie ihm gut zu, bis die Rettung kommt.

Fehler#2: Ihr Kind zum Erbrechen bringen

Es klingt so logisch: Um ätzende Waschmittel und Seifen wieder aus dem Körper zu kriegen, muss das Kind brechen. Was aber die wenigsten Eltern wissen ist: Giftige Stoffe zu erbrechen breitet den Kindern noch größere Schmerzen als beim Schlucken der Mittel! Und wir wollen auf keinen Fall, dass Ihr Kind noch mehr leidet.

So machen Sie es richtig: Versuchen Sie nicht, Ihr Kind zum Erbrechen zu bringen. Sie wollen seine Schmerzen lindern und diese nicht weiter verschlimmern. Was Ihr Kind daher braucht, ist die Hilfe von Ärzten.

Das Wichtigste: Rettung und Vergiftungszentrale rufen!

Sie selbst können Ihrem Kind bei Vergiftungen nicht helfen. Daher ist es umso wichtiger, dass Sie so schnell wie möglich die Rettung (144 in Österreich und 112 europaweit) rufen.

Während Sie auf das Eintreffen des Notarztes warten, sollten Sie in der Vergiftungszentrale anrufen: +43 1 406 43 43

Unter dieser Nummer erklären Ihnen Vergiftungsspezialisten, was zu tun ist.

Sie als Eltern wollen natürlich vermeiden, dass ein Rettungseinsatz in Ihrem Zuhause überhaupt nötig ist. Daher folgen jetzt ein paar gutgemeinte – wenn auch schon 1000 Mal gehörte – Ratschläge.

Allseits beliebte Schlaumeier-Sprüche: „Sicherheit geht vor“ & „Lieber früh als spät“

Ich weiß, diese Oma-Sprüche hängen einem schon bei den Ohren raus. Aber die Zahlen sprechen leider für sich: 800 Kinder müssen jährlich wegen Vergiftungen ins Krankenhaus.

Dass Ihr Kind eines von 800 Vergiftungsopfern wird, können Sie aber ganz leicht verhindern, indem Sie auf Oma hören: Sorgen Sie für einen sicheren Haushalt und sperren Sie gefährliche Putzmittel jetzt weg!

Ich habe selbst 3 Kinder und kann Ihnen daher den Rat geben: Vertrauen Sie beim Verwahren von Reinigungsmittel nicht auf magnetische Verschlussmechanismen! Die sehen vielleicht sicher und modern aus, sind für die Kleinen aber kein Hindernis.

Meine Empfehlung als Arzt und Vater ist daher:

  1. Lassen Sie nichts offen herumstehen.
  2. Positionieren Sie Putzmittel unerreichbar für Kinder
    (am besten in einem hohen, verschlossenen Regal)
  3. Leeren Sie keine Reinigungsmittel in normale Gläser

Fazit: Riskieren Sie keine Kinderleben durch falsche Erste-Hilfe – üben Sie Notfälle

Das eigene Kind unter Schmerzen leiden zu sehen und nicht helfen zu können, ist ein Alptraum für Eltern. Noch schlimmer ist es, dem Kind die Überlebenschance durch falsche Erste-Hilfe endgültig zu nehmen.

Daher ist es für Sie als Eltern besonders wichtig, Vergiftungen bei Ihren Kindern durch sichere Verwahrung der gefährlichen Mittel vorzubeugen. Sollte es dennoch zu einer Verätzung kommen, müssen Sie so schnell wie möglich Hilfe rufen und nicht die zwei häufigsten Fehler begehen: Etwas zu trinken zu geben und Ihr Kind zum Erbrechen bringen.

Ich hoffe ich konnte Ihnen hilfreiche Tipps für den Notfall mitgeben. Um aber wirklich auf Vergiftungen bei Kindern vorbereitet zu sein, empfehle ich Ihnen unseren 8-stündigen Kindernotfall-Kurs. Dort bereiten Sie erfahrene Notärzte auf Unfälle in Ihrem Zuhause vor.

Um sich anzumelden, klicken Sie einfach auf den folgenden Link oder den roten Button darunter: https://www.kindernotfallkurs.com/

Ja, ich will die Erste-Hilfe bei Kinderunfällen üben!

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